Mit der Eröffnung der Ausstellung in Olbernhau Anfang Mai 2022 findet die mehrjährige Arbeit an einem gemeinsamen tschechisch-deutschen Forschungs- und Ausstellungsprojekt zur Spielzeugproduktion im Erzgebirge zwischen 1945 und 1990 ihren Abschluss. Das Projekt wurde 2018 ins Leben gerufen und von der Europäischen Union im Rahmen des Programms für grenzüberschreitende Zusammenarbeit Tschechische Republik – Freistaat Sachsen SN-CZ 2014-2020 gefördert. Aufgrund der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Umstände musste das Projekt jedoch verlängert werden.Gemeinsames Ziel war es, die Spielzeugproduktion im Erzgebirge beiderseits der Grenze zu erfassen, zu einer Zeit, als das Erzgebirge durch Stacheldraht „zweigeteilt“ wurde. Die undurchdringliche Barriere zwischen dem tschechischen und dem sächsischen Teil des Erzgebirges entstand nach dem Zweiten Weltkrieg und wurde erst nach 1989 aufgehoben. Damit wurden die jahrhundertelangen traditionellen Bindungen vollständig durchtrennt. Die Spielzeugproduktion nahm zwei unterschiedliche Wege – auf tschechischer Seite wurde die Produktpalette deutlich reduziert und konserviert und das Produktionsvolumen ging zurück, während auf deutscher Seite die traditionelle Produktion im Vorkriegsumfang aufrechterhalten wurde und man investierte in die Entwicklung.Das wichtigste Ergebnis unserer Zusammenarbeit ist eine Wanderausstellung – zuerst wurde sie in Most präsentiert (3.9.2021 – 28.11.2022), dann in späterem Termin in Olbernhau (3.5.2022 – 3.10.2022) und zuletzt in Marienberg (15.10.2022 – 16.4.2023). Neben den dreizehn Vitrinen mit Exponaten umfasst sie 15 Roll-ups mit Texten und fünf Bildschirme mit Spielen für Kinder und einem virtuellen Modell eines Spielzeugmusterbuches. Sie kehrt nun nach Most zurück, wo eine Überholung des Ausstellungspakets stattfinden wird und die Ausstellung dann weiter auf Reisen geht.Ein ebenso wichtiges Ergebnis des Projekts ist der Dokumentarfilm von Dietmar Hösel (der in der Ausstellung auf einem großformatigen Bildschirm gezeigt wird), der hauptsächlich Interviews mit Zeitzeugen enthält. Und auch ein gelungener kurzer Zeichentrickfilm des Studios Ponte records, der sich vor allem an Kinder und Jugendliche richtet (er wird ebenfalls in der Ausstellung gezeigt). Darüber hinaus ist es uns gelungen, alle unsere Erkenntnisse in einem Buch mit mehr als 200 Seiten zusammenzufassen, das in einer Auflage von tausend Exemplaren erschienen ist – wir betrachten dies als einen bleibenden Beitrag unserer gemeinsamen Bemühungen und freuen uns sehr über die begeisterte Resonanz, die es hervorgerufen hat. Selbstverständlich erhalten wir die Ausstellung in Most in Form eines virtuellen 3D-Rundgangs, wie es bei uns bereits üblich ist.Auch bei der Förderstelle, die das Projekt finanziert hat, fanden die Ergebnisse die verdiente Aufmerksamkeit, so dass wir gebeten wurden, an der Eröffnungsfeier des nächsten Programmzeitraums in Ústí nad Labem (9.12.2022) teilzunehmen. Dort weckte unser Stand großes Interesse. Die Geschichte des erzgebirgischen Spielzeugs ist natürlich noch nicht ausreichend erforscht. Es ist vielmehr der erste Schritt auf einem langen Weg, den andere Forscher noch gehen müssen. Schon allein deshalb, weil die Spielzeugproduktion auf tschechischer Seite so gut wie verschwunden ist und die Spuren davon verschwinden. Und archivarische Quellen sind leider mehr als spärlich.
Text: Michal B. Soukup / Bild: Pavel Krásenský
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